Der Bär und das Erdhörnchen

 

Den ganzen Winter schief der grosse Bär in seiner Höhle unter dem Schnee. Als im Frühling die Sonne immer länger schien und der Schnee schmolz, da erwachte auch der Bär aus seinem Winterschlaf. Er streckte sich und schüttelte seinen Zottelpelz, da knurrte es auf einmal ganz fürchterlich. „Grrrr! Grrrr!“

 

Der Bär hielt seine pelzige Pranke auf seinen Bauch – daher kam das Knurren! Er hatte ganz grossen Hunger, schliesslich hatte er den ganzen Winter über nichts gefressen. Langsam kroch der Bär aus seiner Höhle, blinzelte in die Sonne und zog los, um Futter zu suchen. Aber das Jahr war noch jung, erst wenig Grün zeigte sich auf dem Waldboden und wie sehr der Bär auch suchte, er fand nichts, um sich zu stärken Da entdeckte er einen Baumstumpf und verärgert wie er war, packte er ihn und wollte ihn ausreissen. Er zog daran, doch schwach wie er noch war, brach nur ein Stück Holz ab.

 

Da huschte auf einmal ein Erdhörnchen unter dem Baumstrumpf hervor. Wie der Bär hatte es den ganzen Winter geschlafen, aber durch das Gerüttel und den Lärm war es aufgewacht.

 

„Grossväterchen Bar, warum bist du denn so böse?“

 

„Ich bin so schrecklich hungrig. Hast du vielleicht irgendetwas zu beissen?“

 

„Warte! Gleich hole ich etwas“, antwortete das Erdhörnchen.

 

Es verschwand in seiner Höhle und brachte gleich darauf süsse Wurzeln und Nüsse aus seinem Wintervorrat mit.

 

„Iss, Grossväterchen Bär“, sagte es.

 

Der Bär nahm die Wurzeln und Nüsse dankbar an. Er naschte alles auf und fühlte sich gleich besser.

 

„Du bist zwar klein, hast aber ein gutes Herz!“, sprach er dann und streichelte dem Erdhörnchen mit seiner grossen Tatze über das Fell.

 

Seither haben alle Erdhörnchen schwarze Streifen auf dem Rücken.

 

Märchen aus Sibirien